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Slot Canyon, Blitz und Donner

Slot Canyon, Blitz und Donner – Tag 26 Travellog 2017

Nettes Personal.

Noch bevor der offizielle Betrieb des „Cameron Trading Post“ beginnt, sind die Leute dort, wie abgesprochen, so nett und gewähren uns, den Parkplatzschläfern, Einlass, um die frisch hergerichteten Waschräume und Toiletten zu benutzen.

Vielen Dank noch einmal dafür!!! Das ist nicht selbstverständlich und wir schätzen euer Entgegenkommen sehr! So können wir uns wenigstens frisch machen, die Zähnchen putzen usw. . An der angegliederten Gas Station lassen wir die Luft aus dem Tank des Jeeps und den Vortag revue passieren

Wir folgen der Spur…

So präpariert wollen wir die Fahrt zu den „Adeii Eeechi Cliffs“ antreten, denn rein theoretisch beginnt der Weg dorthin gleich auf der anderen Straßenseite. Wir fahren also ein ganzes Stück den Spuren nach, die noch schemenhaft im Sand auszumachen sind, doch nach einer halben Meile müssen wir unseren Anlauf abbrechen; Regenfälle haben einen tiefen Graben ins Gelände gefräst und die Piste dahinter sieht eher nach einem Schlachtfeld als nach einer befahrbaren Route aus. Das ist ganz klar auch für unseren SUV zu viel des Guten (über die Jahre haben wir gelernt, was so ein Wagen kann und was man besser sein lässt…).

Zwar ist hier erst einmal Schluss, aber wir befinden uns so abgelegen, dass wir ganz bequem und ohne Scham sämtliche unserer Klamotten im Freien wechseln können. Soweit wollten wir im Trading Post dann doch nicht gehen, genant wie wir sind.

Kein Breakfast – kein Grand Canyon!

Aus tiefer Dankbarkeit möchten wir in Cameron/AZ nun ein Breakfast einnehmen, doch noch hat die Küche geschlossen. Ok – wir sind echt früh dran, müssen aber auch unser heutiges Pensum im Auge behalten. Also rauf auf den Highway US 89 und Richtung Norden; dort befindet sich Page/AZ. Einen Abstecher zum nahen Grand Canyon unternehmen wir heute nicht – da waren wir 2014 erst und die Erinnerungen sind sozusagen noch „taufrisch“.

Gecancelt…

Auch die „Adeii Eeechi Cliffs“ steuern wir auf dieser Tour nicht mehr an. Dazu müssten wir nun fast bis Tuba City/AZ fahren, dann querfeldein meilenweit durchs Indianerland. Bis wir am Ziel wären stünde die Sonne schon so hoch, dass bis zum Spätnachmittag zu warten wäre, um die ersten brauchbaren Fotos schießen zu können. Dieser Kelch geht also fürs Erste an uns vorbei, denn wir müssen weiter – die Zeit drängt nun regelrecht. In Bälde neigt sich unser diesjähriger Amerika-Urlaub dem Ende entgegen und wir wollen bzw. sollten rechtzeitig unseren Flug erwischen…

Wer serviert uns was zu beißen?

In Page/AZ angekommen steht ganz oben auf der Liste erst einmal etwas zwischen die Zähne zu kriegen; da kommt uns doch „Denny’s“ gerade recht! Der Laden scheint den Southwestlern unbekannt. Wahrscheinlich gab es den bei unserem letzten Besuch vor Ort noch gar nicht. Überhaupt hat sich in der Stadt jede Menge getan. Es scheint so eine Art Goldgräberstimmung zu herrschen. Wenn man sich umschaut entdeckt man auf Anhieb jede Menge neuer Hotels und Motels. Ist das gut? Mal sehen…

Gut ist zumindest das Frühstück in der erwähnten Restaurantkette. Sonst würden wir ja nicht, so oft wie noch nie zuvor, dort einkehren. Als wir die letzten Bissen „hinter die Kiemen schieben“ ist es schon später Vormittag.

Canyon X Spider in the web
A smiling spider in the web

Wunschliste mit Schock…

Lisa möchte, wenn sie schon mal in der Gegend ist, auch mal einen der „Antelope Canyons“ sehen; „Upper“ oder „Lower“ ist dabei erst einmal völlig Wurst.

Doch was ist das??? Als wir die zum „Upper Antelope Canyon“ einbiegen wollen trauen wir unseren Augen kaum! Automassen am Einlass, Menschenmassen am Ticketschalter! What the hell!!!

Christian reißt das Steuer herum und wir versuchen unser Glück am früher wesentlich unbekannteren „Lower Antelope Canyon“. Doch auch hier herrscht das blanke Chaos! Sogar mehrere Reisebusse parken praktisch direkt „vor der Tür“!

Vorbei ist die schöne Zeit. Schade!

„Was habt ihr getaaaaaaaaaaaaan?“ rauscht uns durch die Köpfe! Wer verramscht denn so die Schönheiten der Natur? Die beiden Slot Canyons sind von einem Geheimtipp über die Jahre hinweg zu einem Massenziel geworden. Jeder, der durch dieses Gebiet reist, möchte nun diese Locations „mitnehmen“, die obligatorischen „Ich-war-auch-hier-Selfies“ machen und danach schnell einen weiteren Nationalpark oder das „Monument Valley“ ansteuern. Genießt denn hier noch irgendein Mensch diese Wunder der Natur?

Wir sind von den Socken! Dass Ferien- bzw. Urlaubszeit ist, wissen wir ja. Dass das Aufkommen an Menschen recht hoch sein wird auch; wir sind ja keine Traumtänzer. Aber diese extremen Ausmaße haben wir so nicht erwartet.

No beam today.

Ok. Was tun? Für eine „Sunbeamtour“ sind wir definitiv zu spät dran; selbst die nächsten Tage sind völlig ausgebucht, erfahren wir bei näherer Recherche. Da hätten wir vorab reservieren müssen. Logisch.

„Sunbeamtour“? Ist in den Sommermonaten irgendwann um die Mittagszeit, wenn durch die recht hoch stehende Sonne deren Strahlen direkt in den Slot Canyon fallen und bis auf dessen Boden treffen. Die Navajo-Guides werfen dann Sand in die Luft – dadurch wird der Sonnenstrahl erst so richtig sichtbar; ein „Sand-Beam“ sozusagen…

Wir sind echt ein wenig geschockt! Als die Southwestler vor 18 Jahren das erste Mal hier waren mussten wir die Zufahrt zum „Upper Antelope Canyon“ noch suchen! Die war so unscheinbar, dass wir zunächst mehrmals daran vorbeigefahren sind. Dass es noch einen „Lower Antelope Canyon“ gibt wussten selbst die Einheimischen kaum…

Canyon X, Lisa with Thumbleweed
Canyon X, Lisa with Thumbleweed

Christian hat einen Plan…

Wir fahren in die Ortsmitte von Page/AZ. In verschiedenen Touranbieterbüros erkundigen wir uns nach ganz speziellen Alternativen, doch keines der befragten Unternehmen bietet eine Tour in einen unbekannten Slot Canyon an – ein gutes Zeichen! Um dorthin zu kommen, sollten wir mal bei beim „Powell Museum“ nachfragen. Und tatsächlich gibt man uns hier nicht nur bereitwillig Auskunft. Eine sehr nette Dame ruft auch gleich bei der entsprechenden „Company“ an, ob wir umgehend vorbeikommen können. Und ja, Glück gehabt! Wir können auf der Stelle den Motor starten und Page gen Osten verlassen, um diesen versteckten Slot Canyon zu besuchen.

Wie ein Zeitsprung.

Zuversicht macht sich nun schlagartig breit. Und bei der Ankunft hat Christian ein Déjà-vus! Genau so sah es vor knapp zwanzig Jahren am Antelope Canyon aus! Eine Navajo-Oma sitzt unter einem zerlumpten Sonnenschirm und strickt warme Strümpfe; als wir ankommen zieht sie ein Funkgerät hervor und informiert die Jungs direkt am Canyon, dass gleich ein paar Interessenten vorbeischauen werden. Nun noch das Finanzielle abwickeln und im Handumdrehen tuckern wir mit unserem Wagen fast bis zum oberen Eingang der Schlucht.

Have a look at our Photo Galleries!

Fast alleine…

Unsere zunächst gedrückte Stimmung hat sich ruckzuck zerstreut und wir erkunden den tollen Slot Canyon nach Herzenslust, bis uns ein paar junge Navajos kurz vorm Dunkelwerden sehr gechillt darauf hinweisen, dass sie nun langsam Feierabend machen möchten. Das verstehen wir natürlich und verabschieden uns in aller Freundschaft…

Nächste Entäuschung.

Zurück in Page/AZ suchen wir den örtlichen Wal Mart auf. Von hier aus wollen wir nun endlich ein paar Postkarten nach Hause schicken (wer es nicht kennt: das sind so kleine rechteckige Papierdinger die man, mit ein paar Grüßen darauf, aus dem Urlaub an seine Freunde und Familie sendet; etwas oldschool, aber immer wieder nett). Dummerweise haben wir die Idee, unsere eigenes Motiv auf die Karte drucken zu wollen. Und das im Jahr 2017!

Offenbar sind wir unserer Zeit weit voraus, denn wir können Fotoalben, Tassen, Mousepads und alles Mögliche mit unserem Bildchen versehen, bei Postkarten macht der Automat die Grätsche und gibt auf. Das im „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“?

Leicht enttäuscht von diesen technischen Unzulänglichkeiten müssen wir erst einmal etwas gegen den Frust tun. Da ist Essen schon einmal eine tolle Idee! Und wo? Bei Denny’s! Ok, die Wahl fällt nur auf den Laden, weil der gleich um die Ecke ist und wir keine Lust haben, noch großartig nach einem anderen Restaurant zu schauen. Langsam aber sicher sollte das Management mal darüber nachdenken, uns einen gehörigen Rabatt einzuräumen…

A thunderstorm rolls to the Wahweap Campground
A thunderstorm rolls to the Wahweap Campground

Schlafplatz besorgt und aufgebaut.

Unweit des Lake Powell befindet sich der „Wahweap Campground“. Hier schlagen wir unser Lager für heute auf. Das geht mit dem Decathlon Teil sehr schnell; inzwischen sind wir ja nun auch mehr als geübt darin.

Wir sprühen Funken!

Außerhalb der Stadt suchen wir im Dunkel des angebrochenen Abends eine vegetationsfreie Stelle auf. Aufgrund der wochenlangen Trockenheit haben wir es während unserer bisherigen Tour nicht geschafft, unsere Kenntnisse in der Steelwool Fotografie auszubauen. Zu hoch war überall die Brandgefahr. Doch wo nichts ist, was sich entzünden kann, sollte die Möglichkeit für ein unkontrolliertes Feuerchen gleich Null sein.

Christian kennt die Gegend sehr genau. Vom Auto bis zum anvisierten Platz sind es noch eine Viertelstunde zu Fuß, aber durch teils unwegsames Gelände. Wir bauen unser Kamera auf und machen alles startklar. Die ersten Versuche gelingen ganz gut, die Funken sprühen, aber hier und da ist noch einmal eine Korrektur nötig, das ist völlig normal.

Es fliegt uns um die Ohren.

Nicht normal ist, dass auf einmal der Wind derart auffrischt, dass uns der Sand regelrecht um die Ohren fliegt. Wir schützen, so gut es eben geht, die Kamera und das gesamte Equipment; Sand und Staub ist das Letzte, was solch empfindliche Geräte brauchen. Und: Wasser – unser nächstes Problem! Ehe wir uns darüber klar werden, wie man nun reagieren soll, zieht ein Gewitter heran. Och Mann – doch nicht jetzt!

Die Zeit reicht kaum noch zum Zusammenpacken. Hastig verstauen wir sämtliche Utensilien und treten den Rückzug an.

Steelwool at night
Our steel wool photography during a thunderstorm

Jetzt wirds richtig gefährlich…

Doch Donner und Blitz rasen regelrecht auf uns zu! Verdammt – nichts wie weg hier!!!

Schneller als wir es jemals erlebt haben, sind wir mitten im Geschehen. Der Sturm sandstrahlt uns regelrecht, riesige Tropfen prasseln auf uns hernieder und das zerklüftete Gelände lässt außer einem schnellen Marsch nicht mehr zu. Jetzt auf dem lehmigen, aufgeweichten Grund auszurutschen und sich böse weh zu tun wäre mehr als unpraktisch. Zumal nun die Blitze in knapp siebzig bis hundert Meter von uns entfernt in den Boden fahren! Wow, das wird echt eng!

Jetzt hilft nur noch Beten oder Glück haben.

Uns geht echt die „Düse“, von so einem Ding gegrillt zu werden. Hilfe oder Rettung können wir uns hier draußen um diese Uhrzeit abschminken. Und so laufen wir, so schnell es eben geht, in Richtung unseres Jeeps. Die Einschläge der Blitze sind nicht nur extrem hell, sondern auch unglaublich laut; wie Kanonenschläge massieren sie unsere Trommelfelle aus nächster Nähe.

So gehetzt erreichen wir mit Mühe und Not das Auto und hechten uns regelrecht hinein. Nun kann den Southwestlern nichts mehr passieren. Bis zum Highway sind es nur ein paar Meter. Auf diesem fühlen wir uns einigermaßen sicher.

Ufff! Geschafft! Erst jetzt fällt die gesamte Anspannung von uns ab. Uhhhhhh…

Ungewissheit trotz Sicherheit…

Abenteuer sind ja ok. Aber auf diese Hardcore-Variante können wir in Zukunft verzichten. Als Nächstes machen wir uns Sorgen um unser Zelt. Steht es noch oder ist es vom Winde verweht? Doch je weiter wir uns Page/AZ nähern umso kleiner wird die Gewitterzelle in unseren Rückspiegeln. Auf dem Campground angekommen stellen wir beruhigt fest, dass hier noch nicht einmal ansatzweise etwas von einem Unwetter zu bemerken ist.

Und so feiern wir, bei ein/zwei Bierchen, unser „Überleben“ und den gesamten aufregenden Tag. So können wir beruhigt in unsere Schlafsäcke kriechen, die Nacht genießen und den morgigen Tag schon mal gedanklich durchspielen…

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