Kanarra Creek …
Für „Neulinge“ ebenso wie für „alte Füchse“ ist der Kanarra Creek und Slot Canyon sowie die Kanarra Falls, manchmal auch Kanarraville Falls genannt, eine gute Einstimmung auf diverse Gegebenheiten von USA Southwest und ein prima Hike an sich…
Der Einstieg.
Wer sich für einen USA – Southwest – Trip der Extraklasse entscheidet, kommt um Utah einfach nicht herum. Bietet dieser Bundesstaat doch mannigfaltige Möglichkeiten, in die unbeschreibliche Schroffheit und Schönheit der traumhaften Natur des Colorado Plateaus einzudringen und auf sich wirken zu lassen.
Doch all die Trips und Wanderungen in die Canyons, auf Berge, über Flüsse und durch Bäche erfordern ein gewisses Maß an Vorbereitung der natürlichen Ausdauer und Belastbarkeit des eigenen Körpers.
Training.
Um sich ein Bild davon zu machen, inwieweit man mit der Höhenluft des Plateaus unter Belastung zurecht kommt, ob man Aktivitäten wie Wasserwandern mag oder dem roten Sandstein des Südwestens überhaupt einen Reiz abgewinnen kann, wie es mit der Orientierungsfähigkeit ausschaut, ob Knie, Gelenke etc. für größere Touren einsatzbereit sind oder man schon ausreichend mit seiner Reisekamera vertraut ist, empfehlen wir für alle Südwestneulinge eine perfekte Trainingsstrecke: den Kanarra Creek. (Kenner der Gegend sind selbstverständlich auch angesprochen) 😉
Doch Vorsicht! Dies kann der Einstieg zur legalen Droge „USA – Southwest“ sein…
Der Trailhead.
Der Trip beginnt mitten im kleinen, verschlafenen Nest Kanaraville/UT. Dieses liegt unweit des Interstate 15 mit Cedar City/UT im Norden und St. George/UT im Süden und ist somit äußerst leicht zu erreichen, falls man sich zwischen Las Vegas/NV und dem Zion National Park aufhält. Hier folgt man nun den aufgestellten Hinweisschildern „Kanarra Falls“. Mitten im Ort biegt ein unscheinbarer Weg (E 100 North Street) nach Osten ab und verläuft in Richtung der Wassertanks oberhalb der Stadt.
Nach einigen Metern Steigung gelangt man linker Hand („Parking Kanarra Creek Trail“) und rechter Hand („The Sweet Spot Parking Lot“) an Parkplätze, der eigens für die Wandersleut‘ angelegt wurden. Dort sind Gebühren zu entrichten (vom Morgengrauen bis 22.00 Uhr). Es gibt einige Toiletten, Souvenirs, Sonnencreme, Wasser usw.. Der Parkplatzzustand ist auch akzeptabel.
Wem das zuviel ist, der hat weiterhin die Möglichkeit, sein Gefährt an der örtlichen Town Hall (40 South Main Street) abzustellen – dadurch verlängert sich der Fußmarsch natürlich. Aber wie sagen wir immer: Leg die paar Dollar hin, die Parkplätze sind immerhin beaufsichtigt und Du sparst Dir Zeit und Weg. Genieß die Wanderung und vergiss den Rest einfach mal.
Von den „Hikerparkplätzen“ aus folgt man nun der Straße, welche zu einem Schotterweg wird, immer weiter bergauf. Bald erreicht man ein Tor, welches „Fremdfahrzeugen“ den Weg versperren soll, passiert dieses und setzt den eingeschlagenen Weg fort. Die Anhöhe hinauf kann man schon einmal seinen Körper auf Betriebstemperatur bringen. Dies ist aber auch schon der anstrengendste Abschnitt. Hat man diesen gemeistert, geht es zunächst mit moderatem Auf und Ab weiter, bis man die nicht zu übersehenden Wassertanks erreicht.
Ein paar Meter weiter hört man schon den Kanarra Creek rauschen, kurz darauf sieht man ihn auch. Die Nachbarschaft der Tanks legt nahe, dass hier das wertvolle Nass gespeichert wird. Deshalb ist es unabdinglich, auf der nun folgenden Wanderung äußerst rücksichtsvoll zu sein. Auf keinen Fall Müll wegwerfen oder anderweitig die Trinkwasserresource von Kanarraville verschmutzen! Aus diesem Grund sind auch Hunde als Begleiter für diesen Hike verboten.
Have a look at our Photo Galleries!
Eintauchen…
Nun ist es soweit: Hier macht man die erste Bekanntschaft mit dem Kanarra-Creek-Canyon.
Bis in den Frühsommer oder ab Herbst kann das Wasser des Kanarra Creek empfindlich kalt sein, muss aber während des Trips immer wieder durchquert werden. Da fangen die Füße ordentlich an zu jucken und sträuben sich im Ernstfall gegen jegliches Weitergehen. Für diese Jahreszeiten empfehlen wir Wading Boots; Neoprensocken kombiniert mit Trekkingsandalen reichen in der Regel auch aus. Die Mitnahme einer Jacke ist dringend anzuraten, da der Wind bei den Kanarra Falls ordentlich und kühl durchzieht.
Dagegen ist in den Sommermonaten die Wassertemperatur angenehm. Flip-Flops zu tragen ist keine gute Idee! Das Schuhwerk sollte in jedem Fall fest am Fuß sitzen; wir empfehlen Trekkingsandalen!
Auch ein Wanderstock (Hiking Stick) kann sehr hilfreich sein.
Im Creek.
Ein gut sichtbarer Trail schlängelt sich nun nordseitig entlang des Baches, etwas später müssen ein Paar Höhenmeter überwunden werden, denn der schmale Weg führt dann entlang eines steileren Abschnitts.
Auf diesem Teilstück besonders vorsichtig sein, denn hier bricht ganz gerne mal das eine oder andere Stück aus dem Pfad, z.B. nach heftigen Regenfällen. Nach Meisterung dieser Einlage geht es dann bergab bis hinunter zum Bachlauf. Nun wechselt der Trail immer wieder mal die Uferseite, und Waten steht auf dem Plan.
Hin und wieder geht es durch Büsche, Dickicht und über entwurzelte Baumstämme an den gut bewachsenen Canyonhängen; im Creek gibt es einige hüfttiefe Stellen, engere Passagen besser meiden – hier reißt das Wasser ganz schön an den Beinen (je nach Wasserstand), und größere Steine können recht glitschig und rutschig sein.
Alles in allem ist die Wanderung aber doch recht familientauglich (wenn die Kinder schon im jugendlichen Alter sind) und macht richtiggehend Spaß. Kurz vor dem Ziel verengen sich die Canyonwände und werden immer höher. Durch einen großen Schlitz im roten Sandsteinmassiv tritt der Kanarra Creek aus einem höhlenartigen Slotcanyon heraus.
Folgt man diesem ins Innere, wird das Licht fahler, die Sandsteinwände glühen leicht (bei Sonnenschein), und gleich darauf erblickt man den ersten Wasserfall, welcher nicht zu überhören ist. Tosend und schäumend stürzt das Nass den Absatz hinunter.
Am Wasserfall.
Update vom Update!!!
Offenbar hat man im Sommer 2022 eine technisch vernünftige und sichere Leiter (mit Geländer!) eingebaut. Hallelujah!! Man hat uns erhört (siehe nachstehender Originaltext). Doch schau selbst:
Natürlich geht bei einem solch sicheren Aufgang das Abenteuer etwas flöten, aber besser so als evtl. Verletzte beklagen zu müssen (lest mal unsere Geschichte hierzu: LINK) .
Stand 2010 (unser erster Besuch): Im Normalfall lehnt ein Baumstamm (Log) schräg an der rechten Höhlenflanke. Auf diesen waren aus Kanthölzern provisorische Tritte genagelt, um das Entern der „zweiten Etage“ des Slotcanyons zu ermöglichen. Da der Stamm durch den Spray des Wasserfalls recht rutschig ist, hat man zur Sicherheit einen Haltestrick am Sandstein oberhalb dieser „Hühnerleiter“ angebracht. Diese Konstruktion ist mit viel Vorsicht zu genießen; dem deutschen TÜV braucht man so etwas auf keinen Fall vorzuführen ;o)
Nunmehr „veraltetes Update“ (für alle, die im Netz ältere Fotos googeln): Vor einiger Zeit wurde auf diesem Baumstamm eine massive Metallkontruktion angebracht, die aber, gelinde gesagt, technisch unzulänglich ist.
Eines müssen wir kritisieren: man legt in Kanarraville opulente Parkplätze an, aber für die Leitern an den Falls selber mag man nicht so richtig investieren? Uns ist schon klar, das dieses Naturkleinod keinen Schutzgebietstatus genießt, aber muss man deshalb einen derart gefährlichen Aufstieg installieren?
Was ist, wenn mal jemand auf den vom Spray des angrenzenden Wasserfalls glitschigen Stufen abrutscht und sich die rund 6cm hohen Ecken und Kanten der U-Profile ins Knie oder den Oberschenkel rammt? Sich den Oberkörper oder die Arme aufreißt?
Liebe Kanarraville-Creek-Verantwortlichen – das ist zu gefährlich und keine Werbung für diesen sonst wunderbaren Hike! Das muss noch einmal überarbeitet werden! Der Baumstamm an sich ist cool, das Halteseil ist urig, aber an den Stufen muss sich dringend etwas ändern!
Die „Offiziellen“ hören zu!
Das der Weg zu dem Kanarra Creek und den Kanarra Falls wesentlich verbessert wurde, im Vergleich zu unseren beiden vorherigen Besuchen, ist uns nicht entgangen; eine positive Entwicklung ist erkennbar!
Creekaufwärts…
Im „Obergeschoss“ des Kanarra Creek angekommen, stellt man neben der Anwesenheit eines zweiten, kleineren Wasserfalls auch fest, dass sich hier der Slot schon wieder aufweitet und die rechte Canyonwand sich von der linken abwendet.
Wer mag, kann noch eine halbe Meile weiter in die „Hurricane Cliffs“ gehen, wird aber außer zwei Kaskaden bzw. einem kleineren Fall nichts Spektakuläreres mehr finden. Die Vegetation wird nun dichter im Canyon.
Neben einem weiteren Slot Canyon findet der Hiker auch etliche schöne Stellen zum Ausruhen oder Picknicken. Wer genügend Zeit hat sollte ruhig noch weiter Bachaufwärts gehen, es lohnt sich. Der Rückweg geht im Regelfall etwas schneller vonstatten, aber auch hier eröffnen sich immer wieder neue Perspektiven; also ruhig etwas entspannter laufen und die Szenerie des Kanarra Creek um so mehr genießen…
Die Wanderung zu den Kanarra Falls ist also eine echte Empfehlung für alle Southwest-Hiking-Greenhorns als auch für Liebhaber des USA Southwest-Erdenfleckchens. Man hat Spaß, kann sehr gut Eindrücke für spätere Hikes sammeln und lernt seine Outdoor-Kräfte und -Fähigkeiten etwas besser einzuschätzen.
Hier die Route zum Kanarra Creek und Kanarra Falls zur Ansicht und als Download auf Dein Navi:
Nicht unterschätzen: Sturzflutgefahr!
Auf keinen Fall sollte diese Tour bei drohendem Regen oder Gewittern angetreten werden. Unbedingt die Wettervorhersage checken, auch für umliegende Gebiete wie den angrenzenden Zion National Park.
Deshalb folgende Warnung: Der Kanarra Creek Slot ist Flash Flood gefährdet; also nicht Leib und Leben riskieren! Immer erst die Flash Flood Gefahr HIER in Erfahrung bringen!
Diese Sturzfluten können auch die profisorischen Leitern neben den Wasserfällen abreißen – also nach schweren Unwettern vergangener Tage nicht auf deren Anwesenheit versteifen…
Dringender Appell: Respekt den Anwohnern!!!
Die Bewohner von Kanarraville sind teilweise recht genervt vom Besuchertraffic, gerade in der Sommerzeit, wenn sich hier immer mal wieder größere Gruppen von Jugendlichen oder Boyscouts auf den Weg zu den Falls des Kanarra Creek machen.
Müll und Gegenstände wie Taschen, Plastikbeutel, Schuhe etc. in den teilweise offen verlegten Wasserröhren sowie das Parken außerhalb der im Ort vorgesehenen Flächen veranlassen die Einwohner immer öfter, über eine Schließung für den öffentlichen Besucherverkehr nachzudenken. Helft unbedingt mit, diese Entscheidung zu verhindern – das Recht dazu hätten sie.
Auch ist der Kanarra Creek nicht als Toilette in irgendeiner Form zu mißbrauchen, denn er bildet die Trinkwassergrundlage für das kleine Kanarraville/UT. Wie weiter oben beschrieben gibt es an den Parkplätzen Rest Rooms.
Achtung: hier herrscht Permitpflicht!
Noch vor einigen Jahren war der Hike zu den Kanarra Falls, Kanarraville Falls oder wie auch immer sie sonst genannt werden, kostenlos. Das Ziel war relativ unbekannt und die Besucher der Region konzentrierten sich auf den benachbarten Zion National Park oder benachbarte State Parks.
Aber: es wurde am 1. Mai 2018 ein von uns schon lange erwartetes Permitsystem eingeführt, welches die stark zunehmenden Besucherzahlen regulieren soll.
Die Regularien:
Die „Wandererlaubnis“ ist mit 12,00$ pro Person kostenpflichtig, die Parkplatzgebühr ist allerdings inkludiert.
Die Ausgabemenge wurde Anfang 2019 auf 150 Personen pro Tag begrenzt (wir glauben, dass diese Zahl immer noch zu hoch gegriffen ist).
Gruppendiscounts werden nicht mehr gewährt!
Es wird vornehmlich auf den Online-Verkauf der Permits gesetzt. Wer also diese wunderbare Wanderung machen möchte muss hier ein Permit erwerben: LINK
Für Leute, die spontan ihr Glück vor Ort versuchen möchten, wurde ab 1.März 2019 am „Startpunkt der Wanderung“ ein Ticket – Kiosk eingerichtet.
Die Öffnungszeiten wurden auf 10.00 Uhr bis 14 Uhr täglich festgelegt. Werden die Tage länger und das Wetter wärmer kann diese Zeitspanne angepasst werden!
Dort werden offenbar nur Permits zu erstehen sein, die nicht online verkauft worden sind. Kurzentschlossenen wünschen wir „Good Luck“!
Anfahrt.
Kanarraville/Utah erreicht man über den Interstate Highway 15.
Fünf Meilen südlich von Cedar City/Utah den Exit 51 nehmen und dem Old US Highway 91 weitere 4,5 Meilen nach Südosten bis Kanarraville folgen oder von St. George/Utah aus den I 15 nach Norden fahren und den Exit 42 nehmen, dann über den Old US HWY 91 die Ortschaft entern. Nun ins Zentrum einlaufen und nach der „Kanarra Creek“ – Beschilderung richten.
Umgebung.
Es bietet sich an , weitere Ziele in der „näheren Umgebung“ des Kanarra Creek zu besuchen , z.B. The Subway , Yant Flat , Red Cliffs Recreation Site , Zion National Park , Kolob Canyons , Little Finland , den Cathedral Gorge State Park oder Valley Of Fire State Park.
Viel Spaß bei einer Wanderung im Kanarra Creek!
