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Biosphere 2 bei Oracle, Arizona

Biosphere 2

Die Biosphere 2.

Biosphere 2? Biosphere what?

Das Leben lehrt : Kühne Erfindungen haben es oft nicht leicht …

Im Süden Arizonas, unweit von Tucson/AZ, befindet sich eines der ungewöhnlichsten wissenschaftlichen Projekte weltweit: die „Biosphere 2“. Wir Deutschen schreiben auch gerne mal „Biosphäre 2“. Ähm…

Das Projekt.

Privat finanziert von Milliardär Edward Bass wurden Ende der 80er Jahre des 20.Jahrhunderts auf einer Fläche von 1,3 ha die Arbeiten an der Erschaffung einer von der Außenwelt völlig unabhängigen „Mini – Welt“ begonnen.

Das 200 Millionen USD teure Unterfangen sollte Erkenntnisse darüber liefern, ob es möglich ist, die Erde mit Hilfe fünf verschiedener Vegetationszonen und 3800 Tier- und Pflanzenarten so nachzuempfinden, dass außer der Zufuhr von elektrischer Energie ein absolut autarker Lebensraum entstehen kann.

Dieser sollte seinen Bewohnern eigenständig Nahrung und Sauerstoff liefern, verbrauchte Stoffe regenerieren und diese wieder in den Kreislauf zurückführen. Die NASA nahm als Beobachter teil und wollte so die Erfahrungen dieses einmaligen Experiments für evtl. spätere Basen auf dem Mond und anderen sonst lebensfeindlichen Planeten nutzen.

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Die Vorbereitung.

Der technische Aufwand war enorm, denn Filteranlagen mussten die Luft reinigen, Ventilatoren diese verteilen sowie Wasser für künstlichen Regen sowie den Ozeanbereich gepumpt und gesäubert werden. Dazu kam die Gestaltung des Biosphere 2 – Komplexes an sich.

Um möglichst gut die Sonnenwärme nutzen zu können, war eine Stahl-Glas-Konstruktion unabdingbar. Für den 204000 m³ großen Bau wurden z.B. 6500 Glasscheiben installiert. Weiterhin entstanden Gebäudeteile für landwirtschaftliche Nutzung, Schlaf- und Aufenthaltsräume sowie eine Bibliothek.

Im aus Stahlbeton erstellten Kellerbereich wurde das Herz der Unternehmung untergebracht – die Technik. Kilometerlange Kabel- und Rohrleitungen, Filteraggregate, Pumpen und elektrische Verteilerschränke prägen das Bild dieses Teils der Anlage. Um einen gleichmäßigen Luftaustausch zu gewährleisten, wurde in einem Nebengebäude eine Art künstliche Lunge, welche auf Erwärmung und Abkühlung der „hauseigenen“ Luft beruhte, eingefügt.

Die Biosphere 2 in Betrieb.

Nach mehreren vorangegangenen Kurzzeit-Tests begann am 26. September 1991 der erste Langzeitversuch der Biosphere 2. Acht Personen lebten für zwei Jahre und zwanzig Minuten innerhalb der Biosphere 2. Außer der Einstrahlung des Sonnenlichts und elektrischer Energiezufuhr sollten die Probanden abgekapselt von der Außenwelt eine eigenständige Versorgung organisieren und dauerhaft sicherstellen. Doch bald musste man erkennen, dass sich zunehmend Probleme technischer als auch biologischer Natur ergaben.

Ernste Hindernisse.

Zum einen musste nach einem Jahr zusätzlicher Sauerstoff in das sonst geschlossene System der Biosphere 2 eingebracht werden, da dieser schleichend aus dem Glas-Stahl-Konstrukt austrat bzw. teilweise vom Stahlbeton selbst aufgenommen wurde.

Der „Ozean“ starb regelrecht ab und die „Wüste“ wandelte sich zur Steppe.

Der Anteil schädlicher Mikroben im Erdreich stieg sehr stark an; ihr Verbrauch an Sauerstoff aber auch deren ausgeschiedenes Kohlendioxyd und Stickstoff beeinträchtigten die klimatischen Bedingungen der Biosphere 2 zusehends.

Verschiedene Insektenarten wie Kakerlaken und Ameisen (Crazy Ants) vermehrten sich unkontrolliert, und deren Population überstieg bei weitem angedachte Grenzwerte. Dagegen starben fünfzehn der fünfundzwanzig Wirbeltierarten aus. Selbst das Wetterphänomen „El Nino“ trat innerhalb des Glaskomplexes auf und sorgte für die zeitweise Verringerung der landwirtschaftlichen Erträge.

Gelbstich…

Die Crew war teilweise beeinträchtigt; geerntete Früchte enthielten oft wesentlich mehr Beta Karotin als üblich, was wohl am durch die verbauten Glasscheiben gefilterten Licht lag. So änderte sich die Hautfarbe einiger Teilnehmer gelblich, ähnlich wie bei Patienten mit Leberschäden.

Auch gab es im Laufe des ausgesprochen ambitionierten Experiments oft Zwistigkeiten innerhalb der Gruppe um die Lebensmittelverteilung; die eigentliche Forschung zur Erschaffung eines Erdähnlichen, unabhängigen und vor allem funktionierenden Lebensrareals für Menschen, Pflanzen und Tieren geriet immer mehr zur Nebensache, da die Eigenversorgung immer schwieriger wurde und der Fokus sich nun vermehrt auf den Selbsterhalt richteten musste.

Der zweite Versuch.

Im Jahr 1994 startete ein zweiter Feldversuch innerhalb der Biosphere 2. Dieser war im Gegensatz zum ersten nur für ein halbes Jahr angelegt. Auch hier lebten mehrere Personen von der Außenwelt abgekoppelt und versorgten sich mit dem, was des künstliche Ökosystem an Erträgen bereit hielt.

Inside Biosphere 2: The World's Largest Earth Science Experiment

Das Scheitern.

Letztendlich wurde bis dato kein neues Experiment in der Biosphere 2 gestartet. Wollte man zunächst unsere Erde mit möglichst vielen Bodensorten, Tier- und Pflanzenarten aus allen Teilen unserer Welt so originalgetreu wie möglich „nachbauen“, erwies sich dieser Ansatz offensichtlich als falsch.

Heute geht man davon aus, das es besser gewesen wäre, einen Versuch mit relativ wenigen Lebewesen zu beginnen und deren Anzahl langsam und über viele Jahre hinweg behutsam zu erhöhen. Das Wechselspiel zwischen den Individuen und ihr Einfluss aufeinander ist äußerst schwer zu durchschauen bzw. zu analysieren, geschweige denn nachzuempfinden.

Obwohl das Projekt „Zweite Erde“ als gescheitert eingestuft wurde, brachte es doch sehr wertvolle Erkenntnisse für die Zukunft des Erschaffens einer künstlichen Heimstatt fern unseres Planeten.

Aktuelle Nutzung.

Obwohl die University of Arizona (seit 2007, vorher engagierte sich die Columbia University von 1995 bis 2005 hier) derzeit einige Versuche zur globalen Erwärmung bzw. zum Treibhauseffekt vornimmt, kann die Biosphere 2 innerhalb eines geführten Rundgangs besichtigt werden.

Direkt am Eingang befindet sich ein kleines Visitor Center, in dem man die Tickets sowie allerlei Merchandising-Artikel erstehen kann. Die weitläufige Außenanlage dieses einmaligen Objektes darf der Besucher, bis auf wenige Ausnahmen, selbst erkunden, das Versuchsgebäude selbst nur mit einem Guide. Alle 20 – 30 Minuten startet eine Tour.

Die freundlichen Mitarbeiter der Biosphere 2 führen nun durch die wie ein riesiges Gewächshaus anmutende „Miniaturerde“ und erklären die einzelnen Vegetationszonen. Der Rundgang schleust den Besucher durch warmfeuchten Regenwald, durch Savanne und Wüste, ja sogar der kleine Ozean inklusive Korallen etc. wurde wieder instand gesetzt.

Über fest montierte Laufstege geht es vorbei an Pflanzen aller Kontinente, die hier nebeneinander existieren. Einen Tierbestand gibt es, außer Fischen, dagegen nicht mehr. Die einstige Ackerbaufläche wird derzeit nicht oder nur teilweise genutzt.

Das Drumherum.

Weiterhin können das Bibliotheksgebäude, die Schlafräume der Crews, das Sozialgebäude sowie die im Keller befindliche Technik besichtigt werden. Ein langer unterirdischer Gang führt hinunter in die „Luftversorgung“ der Biosphere 2. Hier wird vorgeführt, wie durch die Nutzung physikalischer Eigenschaften der Luft eine Zirkulation innerhalb der Biosphere 2 umgesetzt wurde. Durch eine Schleuse verlässt man diesen Abschnitt und gelangt zurück in den Außenbereich.

Hier endet nun die Tour, und man kann noch in aller Ruhe das Gelände erkunden; wer mag, kann seitlich des Biosphere 2 Haupttraktes mit dem Fahrstuhl in das Kellergeschoss fahren. Hier befindet sich ein interaktives Meeresaquarium mit diversen Becken sowie einem Blick in den „hauseigenen“ Ozean. Dieser Bereich eignet sich sehr gut für Kinder; grottenähnlich in der Aufmachung gibt es jede Menge zu sehen, zu erfühlen und zu ertasten, ja sogar das Anfassen einiger Ozeanbewohner ist zuweilen möglich.

Zusammenfassend kann man die Biosphere 2 für einen Besuch auf jeden Fall empfehlen . Sollte man sich mal im Großraum Tucson/Phoenix, Arizona aufhalten, macht man mit einem Abstecher hierher nichts falsch…

Anfahrt.

Die Biosphere 2 befindet sich im Nordosten von Tucson/Arizona unweit der recht gut ausgebauten State Route 77. Zwischen der „Oracle Junction“ und Oracle/Arizona zweigt eine Seitenstraße nach Süden ab. Die Ausschilderung zur Biosphere 2 ist aus allen möglichen Himmelsrichtungen sehr gut und somit ist dieses Ziel kaum zu verfehlen. 🙂

Unterkunft.

Motels, Hotels sowie Campgrounds findet man in und um Tucson/Arizona reichlich.

Umgebung.

Es bietet sich an, weitere Ziele „in der Nähe“ der Biosphere 2 zu besuchen, z.B. den „Lost Dutchman State Park“, den „Saguaro National Park“, den „Catalina State Park“ oder die „Mission San Xavier del Bac“ im Süden von Tucson/Arizona.

Viel Spaß beim Besuch der Biosphere 2!

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